Leseprobe Blutnacht

 

Granok dachte sich so etwas schon. Es war nur eine logische Vorgehensweise innerhalb seines Volkes, dass ein Ork den Anführer herausforderte, sollte dieser auch nur die kleinste Schwäche zeigen. Er wusste, dass Razak auf seinen Posten scharf war, und dies war zugegebenermaßen eine passende Gelegenheit. Ein plötzliches Funkeln trat in seine Augen und erfüllte ihn mit neuer Energie. Na warte, Razak. Du kommst mir gerade Recht!
Ohne die Herausforderung des Rottenführers mit anheizenden Worten zu kommentieren, ging Granok auf Razak zu. Erst langsam, dann schneller, bis er schließlich in einen leichten Trab verfiel und unvermittelt auf ihn zuhielt. Er umklammerte den Griff seiner Axt fester, hob sie nach oben und ließ ein markerschütterndes Brüllen los.
Die beiden Orks trafen krachend aufeinander wie zwei Bullen mit ihren Hörnern. Razak verlor das Gleichgewicht und taumelte zwei Schritte nach hinten, auch Granok musste sich kurz abfangen, um nicht zu stolpern. Wütend erkannte Razak seine Gelegenheit, erhob erneut seine Axt und holte zum Schlag aus. Doch Granok hob seinen linken Arm und parierte den Schlag. Ein heftiger Schmerz wanderte durch seinen Unterarm, doch Granok ignorierte ihn. Er packte den Waffenarm von Razak, hielt diesen fest und holte seinerseits mit der Axt aus.
U
nd viel zu schnell für Razak. Die Schneide der Axt krachte tief zwischen Hals und Schulterblatt des Rottenführers. Muskeln wurden durchtrennt, Knochen barsten. Mit einem tiefen Jaulen ging Razak in die Knie. Ohne zu zögern, riss Granok die Waffe aus dessen Fleisch, beschrieb mit der Axt einen Bogen und ließ die Schneide pfeifend durch den Hals seines Gegners sausen. Der Kopf fiel mit angstverzerrtem Gesicht nach unten und hinterließ einen knienden Torso, aus dessen Rumpf schwarzes Blut pulsierte. Binnen weniger Sekunden war der Kampf entschieden. Granok starrte verächtlich auf den Leichnam und schubste ihn emotionslos zur Seite. Er hob seinen Stiefel und zertrat den Schädel seines Herausforderers wie eine überreife Melone. Schnaufend blickte er in die Runde. Gelbliche Hauer entblößten ein schauderhaftes Grinsen.
»Will noch jemand?« Niemand antwortete. Viele senkten ihre Köpfe und wischten abwesend mit ihren Stiefeln im Staub herum. Einige protestierten leise, weil nun Razaks Hirn ungenießbar war. Ein zertretenes und mit Dreck versetztes Hirn wollte niemand mehr verspeisen.
Dachte ich es mir doch. Ihr Maden! Granok schulterte seine Axt und blickte erhobenen Hauptes in die Runde.
»Gut. Nachdem das nun geklärt ist, habe ich euch etwas zu sagen…«